Daß man Jazz nicht nur in herkömmlichen Combos und möglichst auf dem Saxophon spielen muß, ist mittlerweile ein Allgemeinplatz. Krude Kombinationen sind an der Tagesordnung. Aber Jazz mit Horn, Posaune und Kontrabaß? Das klingt ungefähr so elegant wie "Stepptanz in Stöckelschuhen", könnte man denken. Lowlife ist der Versuch, die schillernde Vielfalt dieser Musik mit einem dafür, zugegeben, auf den ersten Blick eher unzweckmäßigen Instrumentarium einzufangen. Aber die Herausforderungen dieses besonderen Unternehmens machen zugleich seinen ganz eigentümlichen Reiz aus. Die Darstellung von Rhythmus ohne einen Schlagzeuger, das Erproben neuer Klangmischungen, die gelegentliche Absenkung der Lautstärke auch mal zum "Piano" und "Pianissimo" - all das läßt die Musik von Lowlife zum spannenden Trip in noch nicht überlaufene akustische Regionen werden. Insbesondere in tiefere Regionen: Der Gegen- und Zusammenklang von Holz und Blech mit Schwerpunkt im unteren Register prägt den Sound der Band. Ihr Repertoire wechselt unbekümmert von der Strenge dreistimmiger Sätze zur Freiheit ungebundener Improvisation; es stellt Eigenkompositionen neben Bearbeitungen von Jazzklassikern und Popsongs - von Thelonious Monk bis Joni Mitchell.
Dietmar Kruse - Posaune
Odilo Clausnitzer - Waldhorn
Markus Quabeck - Kontrabass
CD Daily Jazz
CD Fun in the Closet
Das Trio Lowlife in Ägypten: Ein Konzertbericht
Über unsere Konzertreise nach Ägypten im Jahr 2005 schrieb ein anonymer Konzertbesucher: "Am 30. März 2005 gastierte LOWLIFE im Goethe-Institut in der El Bustan Street in Downtown Kairo und stellte sich einem deutsch-ägyptischen Publikum vor. Noch bevor die ersten Klänge der Komposition „Oslo" durch den Raum schwebten, war ich schon damit beschäftigt zu bedauern, dass der Kontrabass seines Bauches beraubt worden war. Dann nahm ich Töne wahr und dachte: O nein! Moderner Jazz!
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass gerade die Jazzrichtung gespielt werden könnte, der ich einfach nichts abgewinnen kann. Hinzu kam noch, dass ich meine Sitzgelegenheit, wie schon so oft in Konzertsälen, zu unbequem fand, um Musik wirklich genießen zu können. Warum war ich nur hierher gekommen? Doch dann horchte ich auf und ließ mich von dem Stück aus Odilo Clausnitzers Feder fesseln. Während des ganzen Abends konnte ich meine Aufmerksamkeit nicht von der Bühne losreißen. Ein Waldhorn, ein Kontrabass und eine Posaune - drei Bassinstrumente sind nicht eben eine alltägliche Besetzung. Den Freunden Odilo Clausnitzer (Horn), Markus Quabeck (Kontrabass) und Dietmar Kruse (Posaune) gelingt es, die interessante Zusammenstellung der „unteren Register" durch einfallsreiche Kompositionen hervorzuheben und ihnen, trotz des tiefen Ansatzes, fröhliche Klänge zu entlocken. Dem Trio, musikalisch ein eingespieltes Team, war anzuhören, mit wie viel Erfahrung, Freude und Hingabe sie die an diesem Abend überwiegend von Clausnitzer und Kruse stammenden Werke spielen.Begeistert haben mich vor allem der Facettenreichtum der dargebotenen Musik und die Art der Percussion. Da wurde das Waldhorn kurzerhand zum „Blech-Tambourin" umfunktioniert, das mal den Ton angab und sich dann wieder einfügte in die Gesamtkomposition. Der Kontrabass, das von mir bedauerte, weil abgespeckte Elektronikinstrument, wurde von Markus Quabeck sowohl gezupft und geschlagen als auch mit dem Bogen bearbeitet. Mit Hilfe von Vokalisen verlieh Quabeck der Musik eine weitere Nuance. Er erläuterte dem Publikum mit leicht rheinischem, für mich nach Heimat klingendem Akzent das Programm des Abends und erklärte, warum er den E-Kontrabass mitgenommen hatte: weil der wegen seines Gewichts beim Flug als Hand- und nicht als Übergepäck zählt. Anlass für die Reise des Trios war das Erste Internationale Ägyptisch-Deutsche Jugendmusikfestival mit Konzerten in Kairo und Alexandria, bei dem es auch mit dem Streichorchester der Universität Bonn und der Egypt Brass Band auf der Bühne stand. Unter den Zuhörern des Konzerts im Goethe-Institut befand sich ein junger ägyptischer Musiker, den die Bonner durch das Festival kennen gelernt hatten. Für das letzte Stück des Abends holten sie ihn mit seiner Trommel, der Darbukka, auf die Bühne. Die Trommelwirbel erklangen zunächst zaghaft. Doch dann wurde der junge Mann mutiger, ließ sich einfangen vom Rhythmus und dominierte ihn zeitweise, nach Blickkontakt mit den Deutschen. Die Improvisation trieb ihm den Schweiß auf die Stirn, so konzentriert zeigte er sein Talent. Die Begeisterung des Publikums war groß und wurde von am Haus vorüberfahrenden Autos, einem auf den Fußboden klirrenden Schlüsselbund und einer ins Schloss fallenden Tür nicht beeinträchtigt. Über die spannungsreiche Musikdarbietung habe ich doch tatsächlich den unbequemen Stuhl vergessen...Danke dem Goethe-Institut und den Musikern für diesen Leckerbissen!"